Stationen seines Lebens :


15.02.1746  (16.02. getauft) - Johann Jacob Wilhelm Heintze (Heinse) wird in Langewiesen an der Ilm / Thüringen, als Sohn des Organisten, Stadtschreibers und Bürgermeisters Johann Nicolaus Heinse geboren. 

1757     - wird er konfirmiert und erhält im selben Jahr Privatunterricht in Latein beim Pastor Schreier in Gehren.

1760     - geht er auf das Gymnasium (Lyceum) in Arnstadt / Thüringen.

1762/66 - wechselt auf das Hennebergische Gymnasium nach Schleusingen. 

1766     - beginnt sein Jurastudium in Jena und lernt dort Professor Riedel kennen.

1768      - er wechselt an die Universität nach Erfurt. Er lernt dort Christoph Martin Wieland kennen, der ihn an
               Johann Wilhelm Gleim empfiehlt.

1771      - Abbruch des Studiums in Erfurt; er ist als Reisebegleiter in Süddeutschland und am Rhein unterwegs.

1772     - er kehrt im August nach Langewiesen zurück. Ein großer Brand hatte seinen Geburtsort und sein
               Elternhaus zerstört.

1772     - Heinse tritt eine Hauslehrerstelle unter dem Pseudonym "Rost" bei der Familie von Massow in
               Quedlinburg an.

1773/74 - begibt sich nach Halberstadt zu Gleim.

1774      - er wird Mitredakteur der Damenzeitschrift "Iris" in Düsseldorf bei J.G.Jacobi.

1792      - Heinse trifft in Elberfeld erstmals mit Johann Wolfgang Goethe zusammen.

1780/83  - im Juni 1780 tritt er seine 3 jährige Italienreise mit finanzieller Unterstützung von Gleim und Jacobi an.

1783      - im September 1783 kehrt er aus Italien zurück.

1786      - wird er Vorleser (Lektor) beim Kurfürst von Erthal in Mainz.

1787     - am 14. Oktober wird er zum Bibliothekar und Hofrat am erzbischöfischen kurmainzischen Hof in 
              Aschaffenburg ernannt.

1788      - Heinse wird an seinem 42. Geburtstag "Professor der Griechischen Sprache".

1789      - Freundschaft mit dem Anatomen Samuel Thomas Sömmerring.

1793      - Die Bibliothk am Mainzer Hof wird von Heinse neu geordnet (Katalog).

1794      - Heinse siedelt mit der Bibliothek nach Aschaffenburg um.

1795      - Französische Truppen besetzen Aschaffenburg. Heinse flüchtet über Kassel, gemeinsam mit Friedrich
               Hölderlin und Familie Gontard nach Bad Driburg.

1799      - Heinse legt den Prachtkatalog zur Bibliothek an, den er mit wissenschaftlichen Abhandlungen zur
               Erfindung der Buchdruckerkunst ergänzt.

1800      - Heinse beschäftigt sich mit der Hirn und Nervenlehre des Menschen und verfaßt auf Sömmerings Wunsch
               eine Inauguraldissertation zur Doktorwürde.

1802      - Heinse erleidet am 27.6. einen Schlaganfall dem eine einseitige Lähmung folgt.

1803      - Aufenthalt Heinses in Frankfurt bei dem Anatomen Samuel Thomas Sömmering. Am 17. Juni bekommt
               er seinen zweiten Schlaganfall von dem er sich nicht wieder erholt.

22.6.1803 - Heinse stirbt in Aschaffenburg und wird 24.6.1803 auf dem Agathenfriedhof beigesetzt.



 
Johann Jacob Wilhelm Heinse wurde am 15.Februar 1746 (am 16.2. getauft) als Sohn des Organisten, Stadtschreibers und Bürgermeisters Nicolaus Heinse in Langewiesen geboren. Nach dem Besuch der Gymnasien zu Arnstadt und Schleusingen studierte er 1766 in Jena Recht. 1769 siedelte er nach Erfurt über und studierte dort an der Kunsthochschule. Hier lernte er Wieland kennen. Diese Bekanntschaft war für sein literarisches Schaffen von großer Bedeutung. Hier verfaßt er seine “Sinngedichte”, worin er sich zu Wielands Anschauungen bekannte. Dieser erkannte das Genie in Heinse und bemühte sich um die Herausgabe seiner Jugendschriften. Da sich kein Verleger fand, so empfahl er Heinse dem begüterten Dichter Gleim in Halberstadt, der junge Talente gern förderte.
Gleim und Wieland versuchten für ihren Schützling eine Unterkunft zu finden, aber alle Versuche schlugen fehl. Da lernte Heinse zwei angebliche Freunde kennen, die er auf einer Reise durch Süddeutschland als Privatsekretär begleitete. Hierbei übersetzte er auf deren Drängen und aus Geldnot die schlüpfrigen “Begebenheiten des Enkolp” aus dem “Satirikon des Petron”. Dieser altrömische Schriftsteller war ein Günstling des Kaisers Nero und schilderte den Sittenverfall jener Zeit. Die Veröffentlichung dieser Übersetzung blieben nicht ohne Folgen in den freundschaftlichen Beziehungen zu seinen Zeitgenossen, so auch zu Wieland.
Im August 1772 kehrte Heinse über Coburg nach Langewiesen zurück. Hier hatte inzwischen eine Feuersbrunst viele Häuser, aber auch sein Elternhaus in der (damaligen) Ratsgasse 9 zerstört. In einem Brief an Gleim drückte er sein Mitgefühl über das Schicksal seiner Familie und seiner Landsleute aus. Durch Gleims Vermittlung erhielt Heinse noch im gleichen Jahr eine Stelle als Hauslehrer unter dem Pseudonym ”Rost” bei dem Herrn von Massow in Quedlinburg. Von dort aus kehrte er nach 2 Jahren auf Drängen des ”Vater Gleim” nach Halberstadt zurück, wo er im Verein mit Gleim und dessen Freunden Georg Jacobi und Clamer Schmidt eine rege literarische Tätigkeit entfaltete. Zu dieser Zeit entstand “Die Büchse”, das Bundesbuch des Halberstädter Dichterkreises (Gedichtsammlung ohne Namensnennung). 1774 veröffentlichte Heinse sein erstes größeres Werk ”Laidion oder die eleusinischen Geheimnisse”. Danach wurde er Mitredakteur der Damenzeitschrift ”Iris”. Noch im gleichen Jahr hat Heinse eine Begegnung mit dem jungen Goethe, über den er sich mit Entzücken äußerte. 
Bemerkenswert ist, daß Goethe dem drei Jahre älterem “Kollegen” zu seiner ersten Schöpfung (“Laidion”) beglückwünschte. An eine gute Bekannte schreibt Goethe über Heinse ”...es ist so vieles darin, das nicht anders ist, als ob ich´s selbst geschrieben hätte”. 1774 enstehen auch seine Tagebücher, die erst 10 Jahre später im Druck erschienen. 1776 / 77 wurden seine ”Düsseldorfer Gemäldebeschreibungen”, die Wieland im “Merkur” abdrucken ließ, veröffentlicht.

Italien war seit frühester Jugend das Ziel seiner Sehnsucht. Fritz Jacobi ermöglichte ihm 1780 eine Reise nach Rom. Diese Reise war der Höhepunkt in seinem Leben. Nach 3 Jahren, am 18. September 1783 traf Heinse wieder in Düsseldorf ein. Eine Reise nach Holland 1784, die er mit dem Grafen Nesselrode unternahm, gab ihm zwar Abwechslung, aber die Kunst, die er hier sah, ließ ihn kalt. Seine Gedanken waren noch immer in Italien. Sein Italienweh veranlaßte ihn zu seinem Roman mit dem Doppeltitel “Ardinghello und die glückseligen Inseln”, der als sein bleibendes Werk in die Literatur einging. Seine Italiensehnsucht drückte sich in seinen Worten aus  “ ... mich reut es, so viel mir Haare auf dem Kopf stehen, daß ich Rom verließ...
Drei Jahre nach seiner Rückkehr aus Italien fand Heinse als Bibliothekar eine bleibende Stätte in Mainz, wohin  ihn Kurfürst Karl Joseph  Freiherr von Erthal berief. Im Juni 1794 begann er seinen zweiten großen Roman “Hildegard von Hohenthal” und vollendete ihn schon nach wenigen Monaten in Aschaffenburg. Hierher war er mit der kurfürstlichen Bibliothek vor den Kriegsunruhen der Französischen Revolution geflohen.
In den folgenden Jahren beschäftigte sich Heinse mit naturwissenschaftlichen Forschungen, zu denen er durch die Freundschaft zu dem Anatomen Sömmering angeregt wurde. Von Schriften aus dieser Zeit ist nur der Roman “Anastasia und das Schachspiel” zu erwähnen.
Am 27.Juni 1802 traf den Dichter ein Schlaganfall, von dem er sich verhältnismäßig schnell erholte. Der  Tod seines Kurfürsten, im Juli berührt Heinse sehr, da dieser bis zuletzt für ihn gesorgt hatte. Am 17. Juni 1803 erlitt Heinse erneut einen Schlaganfall. Man fand ihn in seinem Zimmer im Schloß am Boden liegen. Erst am 22. Juni wurde er erlöst und am 24.6.1803 auf dem Agathenfriedhof in Aschaffenburg beigesetzt.
Später wurde er auf den Altstadtfriedhof überführt. König Ludwig der I. von Bayern, der wie Heinse am “Italienweh” litt, ließ in der “Walhalla” bei Regensburg Heinses Büste aus karrarischem Marmor aufstellen.


 


Anregungen, Ergänzungen, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge an:


*
Gestaltung  & Design der Seite durch
© 1998-2005 by Andy Schadwinkel