Laidion oder die eleusinischen Geheimnisse - 1774


Der Roman enthält zunächst einen Vorbericht, worin der Autor mitteilt, wie er zu seinem Werk und zum Titel gekommen ist. Geschrieben ist dieser in Langewiesen ohne Jahresangabe. Höchstwahrscheinlich ist dieses Werk in der Zeit abgefaßt worden, als Heinse im August oder September 1772 in seinem Heimatort weilte. Das erste Buch des Romans enthält die Erzählung der Lais, wie sie in die Regionen des Elysiums ( Insel der Seligen) gekommen ist. Sie teilt ihrem Geliebten Aristipp darin mit, daß sie nach ihrem Tode in ihrer reinsten und vollkommensten Schönheit als Geist in die Höhen des Äthers aufgestiegen sei. Hier angekommen, habe ein göttlicher Jüngling, Anekreon, sie empfangen. Diese fragen sie nach der Bestimmung des weiblichen Geschlechtes, nach den Quellen des Elendes u.s.w. Lais antwortet im Sinne einer heiteren Lebensauffassung, die das Glück des Menschen im neidlosen, fröhlichen Geniessen erblickt. Das Endurteil fällt für Lais sehr günstig aus, sie wird würdig des Elysiums befunden. Der zweite Teil des Buches beginnt mit jenen philosophischen Betrachtungen, die an alle möglichen Probleme leicht rühren, ohne sie zu erschöpfen. Diese Ansichten über Philosophie werden zwischen Aspasia, Perikles und Laidion ausgetauscht, und die Rolle, die der Grieche seien schönen Widersacherinnen gegenüber spielt, ist allerdings keine glänzende. Im zweiten Teil dieses Abschnittes beginnt dann Laidion ihre Lebensgeschichten zu erzählen. Elternlos in das Haus eines Kaufmanns zu Hykkara aufgenommen, muß sie aus demselben fliehen, da man dem redlichen Kaufmann vorgespielt hat, sie wolle seinen Sohn verführen. Sie geht, unterstützt von ihrem Lehrmeister nach Athen und macht hier die Bekanntschaft eines „Weisen“ der ihr rät, nach Corinth zu wandern und „eine Priesterin der Liebe zu werden, die daselbst heilig waren und unter dem Schutz der Gesetze standen.“
In Corinth macht sie die
Bekanntschaft des
Pausanias, den sie über
den Verlust eines
geliebten Freundes zu
trösten sucht, leider
umsonst. Sie tröstet sich
indessen über diese
   Unbeständigkeit, da sie
   denselben Jüngling um
    dessen Willen sie aus
   Hykkara fliehen mußte.
        Hiermit schließt die
     Lebensgeschichte. Die
          folgenden Kapitel
  enthalten Schilderungen
           des Lebens und
Treibens in jenen
himmlichen Sphären.
   Laidioner erzählt ihrem
     Freunde Aristipp, an
Laidion oder die eleusinischen Geheimnisse
*
Titel der ersten Ausgabe des 
"Laidion oder die eleusinischen
Geheimnisse"

Erster Teil, Lemgo, im Verlag
der Meyerschen Buchhandlung 1774.

den ja das ganze Buch
gerichtet ist, von den
Speisen, die sie
genossen, von den
Bädern, die sie erfrischt
von den Reden, die sie
vernommen, von den
Tänzen, die sie ergötzt,
sogar von den Arbeiten,
die sie geleistet. Zum
Schluß wird die Strafe
des Xenokrates
mitgeteilt, der drei 
Monate hindurch an
einem unbeschatteten
Orte mit ausgebreiteten
Händen auf dem
Rücken liegen muß,
weil er die Liebe der
Phryne verschmähte.
Mit diesem Kapitel
schließt oder bricht 
vielmehr das Buch ab.

*    *    *



 
Es fällt uns gegenwärtig schwer, diesem Roman sein Recht zu geben. Wir sind durch großartige Werke unserer Romanliteratur verwöhnt worden und können heute beinahe kaum begreifen, wie Laidion  solche Beachtung finden konnte.Aber wir müssen bedenken, daß uns die Errungenschaften eines vollen Jahrhunderts von den Anschauungen jener Zeit trennen, eines Jahrhunderts, in welchem die künstlerische Bildung eines Volkes größere Fortschritte gemacht hat, als sonst in einem Vierteljahrtausend. Wer las überhaupt Romane. Heinse schrieb aus der Stimmung jener Zeit heraus, mit charakteristischen Merkmalen des zu Ende gehenden Jahrhunderts 2).

2) Rödel, R. :J.J.W. Heinse - Sein Leben und seine Werke; Diss. Uni Leipzig. 1892 

*    *    *

Erscheinen des „Laidion“ erregte in den  literarischen Kreisen Aufsehen. So war Goethe ob solcher Sprache  und Freiheit erstaunt, und voll Verwunderung darüber schrieb er am 1.Juni 1774 an den Konsul Schönborn: „Heinse, den Sie aus der Übersetzung des Petron kennen, hat ein Ding herausgegeben, des Titels „ Laidion oder die eleusinischen Geheimnisse“. Es ist mit der glühendsten Schwärmerei der geilen Grazien geschrieben und läßt Wieland und (J.G.) Jacobi weit hinter sich, obgleich der Ton und die Art des Vortrages, auch die Ideenwelt, in denen sich´s herumdreht, die alles übertreffen, was je mit Schmelzfarben gemaltworden ist.“ -  „ Das ist ein Mann,“ rief  Goethe später in Bezug auf Laidion aus, „ dergleichen  Fülle hat sich so leicht mir nicht dargestellt; man muß ihn bewundern, oder mit ihm wetteifern.“
 


 


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