Der Roman enthält zunächst einen Vorbericht, worin der Autor mitteilt, wie er zu seinem Werk und zum Titel gekommen ist. Geschrieben ist dieser in Langewiesen ohne Jahresangabe. Höchstwahrscheinlich ist dieses Werk in der Zeit abgefaßt worden, als Heinse im August oder September 1772 in seinem Heimatort weilte. Das erste Buch des Romans enthält die Erzählung der Lais, wie sie in die Regionen des Elysiums ( Insel der Seligen) gekommen ist. Sie teilt ihrem Geliebten Aristipp darin mit, daß sie nach ihrem Tode in ihrer reinsten und vollkommensten Schönheit als Geist in die Höhen des Äthers aufgestiegen sei. Hier angekommen, habe ein göttlicher Jüngling, Anekreon, sie empfangen. Diese fragen sie nach der Bestimmung des weiblichen Geschlechtes, nach den Quellen des Elendes u.s.w. Lais antwortet im Sinne einer heiteren Lebensauffassung, die das Glück des Menschen im neidlosen, fröhlichen Geniessen erblickt. Das Endurteil fällt für Lais sehr günstig aus, sie wird würdig des Elysiums befunden. Der zweite Teil des Buches beginnt mit jenen philosophischen Betrachtungen, die an alle möglichen Probleme leicht rühren, ohne sie zu erschöpfen. Diese Ansichten über Philosophie werden zwischen Aspasia, Perikles und Laidion ausgetauscht, und die Rolle, die der Grieche seien schönen Widersacherinnen gegenüber spielt, ist allerdings keine glänzende. Im zweiten Teil dieses Abschnittes beginnt dann Laidion ihre Lebensgeschichten zu erzählen. Elternlos in das Haus eines Kaufmanns zu Hykkara aufgenommen, muß sie aus demselben fliehen, da man dem redlichen Kaufmann vorgespielt hat, sie wolle seinen Sohn verführen. Sie geht, unterstützt von ihrem Lehrmeister nach Athen und macht hier die Bekanntschaft eines „Weisen“ der ihr rät, nach Corinth zu wandern und „eine Priesterin der Liebe zu werden, die daselbst heilig waren und unter dem Schutz der Gesetze standen.“ |
In Corinth macht sie
die
Bekanntschaft des Pausanias, den sie über den Verlust eines geliebten Freundes zu trösten sucht, leider umsonst. Sie tröstet sich indessen über diese Unbeständigkeit, da sie denselben Jüngling um dessen Willen sie aus Hykkara fliehen mußte. Hiermit schließt die Lebensgeschichte. Die folgenden Kapitel enthalten Schilderungen des Lebens und Treibens in jenen himmlichen Sphären. Laidioner erzählt ihrem Freunde Aristipp, an |
![]() * Titel der ersten Ausgabe des "Laidion oder die eleusinischen Geheimnisse" Erster Teil, Lemgo, im Verlag
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den ja das
ganze Buch
gerichtet ist, von den Speisen, die sie genossen, von den Bädern, die sie erfrischt von den Reden, die sie vernommen, von den Tänzen, die sie ergötzt, sogar von den Arbeiten, die sie geleistet. Zum Schluß wird die Strafe des Xenokrates mitgeteilt, der drei Monate hindurch an einem unbeschatteten Orte mit ausgebreiteten Händen auf dem Rücken liegen muß, weil er die Liebe der Phryne verschmähte. Mit diesem Kapitel schließt oder bricht vielmehr das Buch ab. * * * |
Es fällt
uns gegenwärtig schwer, diesem Roman sein Recht zu geben. Wir sind
durch großartige Werke unserer Romanliteratur verwöhnt worden
und können heute beinahe kaum begreifen, wie Laidion solche
Beachtung finden konnte.Aber wir müssen bedenken, daß uns die
Errungenschaften eines vollen Jahrhunderts von den Anschauungen jener Zeit
trennen, eines Jahrhunderts, in welchem die künstlerische Bildung
eines Volkes größere Fortschritte gemacht hat, als sonst in
einem Vierteljahrtausend. Wer las überhaupt Romane. Heinse schrieb
aus der Stimmung jener Zeit heraus, mit charakteristischen Merkmalen des
zu Ende gehenden Jahrhunderts 2).
2) Rödel, R. :J.J.W. Heinse - Sein Leben und seine Werke; Diss. Uni Leipzig. 1892 * * * Erscheinen des „Laidion“ erregte
in den literarischen Kreisen Aufsehen. So war Goethe ob solcher Sprache
und Freiheit erstaunt, und voll Verwunderung darüber schrieb er am
1.Juni 1774 an den Konsul Schönborn: „Heinse, den Sie aus der Übersetzung
des Petron kennen, hat ein Ding herausgegeben, des Titels „ Laidion oder
die eleusinischen Geheimnisse“. Es ist mit der glühendsten Schwärmerei
der geilen Grazien geschrieben und läßt Wieland und (J.G.) Jacobi
weit hinter sich, obgleich der Ton und die Art des Vortrages, auch die
Ideenwelt, in denen sich´s herumdreht, die alles übertreffen,
was je mit Schmelzfarben gemaltworden ist.“ - „ Das ist ein Mann,“
rief Goethe später in Bezug auf Laidion aus, „ dergleichen
Fülle hat sich so leicht mir nicht dargestellt; man muß ihn
bewundern, oder mit ihm wetteifern.“
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