Begebenheiten des Enkolp - Die Petronübersetzung - 1773


Heinse war trotz Wielands
Protektion ein armer,
hungerleidender Student
geblieben, die Goldstücke
Gleims hatten nur für
kurze Zeit das Schlimmste
gebannt eine Anstellung
oder einen Verleger hatte
auch er ihm noch nicht
vermitteln können.
Versprechungen und die
Aussichten des
Hauptmanns erwiesen
sich bald als trügerisch
dieser kam selbst in
größte Not und erhoffte
einen rettenden Bucherfolg
von der Pikanterie, die
eine Schilderung des
römischen Sittenverfalls
aus Neroinschen Zeit,
eben jenes Satyricon des
Begebenheiten des Enkolp
*
Titel der ersten Ausgabe der 
"Begebenheiten des Enkolp" -
Aus dem Satyricon des Petron

Erster Band, Lemgo, im Verlag
der Meyerschen Buchhandlung 1773.

Petronius, für moderne
Leser haben müßte, und
überredete Heinse zu der 
Übersetzung, die er 
widerwillig, aber doch 
mit größter Meisterschaft
unternahm. Es gab da
Stellen in Vers und 
Prosa, die für
unübersetzbar galten.
Aber die und sich bei 
ihm doch höchst natürlich 
und lebendig lesen. Diese
Leistung machte den
fünfundzwanzigjährigen
Autor alsbald so
verrufen, daß er nicht 
mehr unter seinem 
eigenen Namen schreiben
konnte.

*    *    *



 
Wilhelm Heinse übertrug nicht nur als erster so getreu wie möglich den Text des Petron aus dem lateinischen Original  (bis dahin gab es nur „bereinigte“ französische Übersetzungen), er nutzte auch die Gelegenheit, in umfangreichen Anmerkungen Hiebe auf seine an Zwängen und Fehlentwicklungen nicht arme Gegenwart auszuteilen. Die Veröffentlichung des „ Enkolp“ brachte nicht nur in Verruf, sie trug ihm auch das Zerwürfnis mit Gönnern ein und zwang ihn, das Pseudonym „Magister Rost“ anzunehmen. 

 


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