Hildegard von Hohenthal - 1795 / 96


Lockmann, der Held des
Romans ist nach
einem dreijährigen
Aufenthalt in Italien
dem Rufe des rheini-
schen Fürsten gefolgt
und an die Spitze von
dessen Kapelle getreten.
Der Fürst hat ihn
kennengelernt, als
er in einer Kirche auf
dem Petersberge
bei Erfurt die Orgel
spielte. Lockmann, der
mit der Kapelle das
Miserere von Allegrie
einübte, vermißte aber,
bei guter Besetzung der
männlichen Stimmen,
eine erste Sopranistin.
Als er sich mit dem
Hildegard von Hohenthal
*
Titel der ersten Ausgabe der 
"Hildegard von Hohenthal"
Erster Teil, Berlin, im Verlag der 
Vossischen Buchhandlung 1795.
Baumeister des Fürsten
Reinhold über Musik
unterhält, werden sie vom
fürstlichen Paar unterbro-
chen, in dessen Begleitung
sich Hildegard von Hohen-
thal befindet. Die Erschei-
nung des anmutigen
Mädchens machen einen
starken Eindruck auf ihn.
Mit dem festen Vorsatz,
jeden Gedanken an 
Hildegard aufzugeben,
vertieft er sich in seine
Arbeit. Bei einer Probe
bittet Hildegard, die eine
herrliche Stimme besitzt,
um Aufnahme als
Sängerin.
*



 
Durch gemeinsame Proben entwickeln sich intime Beziehungen. Im Schloß der Hohenthals lernt er Frau von Lupfen, eine Freundin Hildegards kennen, die eine ausgezeichnete Klavierspielerin ist. Beide Damen weiht er in die Geheimnisse der Tonkunst ein. Gemeinsam studieren sie Werke italienischer und deutscher Meister. Lockmanns Werben weist Hildegard nicht zurück, obwohl sich die junge Gräfin durch den bürgerlichen Freier einer verhängnisvollen Situation aussetzt. Sie liebt ihn mit der Zuneigung einer Edeldame, die Gefallen an einem hochbegabten, kenntnisreichen und bildschönen Mann findet. Er ist ihr eine willkommene Gelegenheit, der Einsamkeit des Landlebens auf anmutige Weise zu entfliehen. Da sie sich über gewisse Standesvorurteile nicht hinwegsetzen konnte, entzieht sie sich dem immer stürmischer werdenden Drängen Lockmann`s durch Flucht. Sie nimmt Abschied von ihrer Mutter und übersendet Lockmann für seine  “hübsche Musik”  noch eine nicht geringe Summe Geld. Wie eine Edeldame den Bürgerlichen, betrachtet sie Lockmann und glaubt durch ein Geldgeschenk, durch ein paar freundliche Worte ihre Schuld mehr als getilgt zu haben. Mit einer Freundin reist sie nach Italien und schützt sich durch das Tragen von Männerkleidern vor Zudringlichkeiten der Männerwelt.
In Rom vermählt sich Hildegard mit einem jungen Lord. Lockmann erfährt von dieser Heirat, und reist selbst nach Italien. Auf dieser Reise lernt er die Schwester eines Bankiers kennen, die er aus einer gewissen “Hoffnungslosigkeit” zu Hildegards Liebe heiratet. Sein Verhältnis zu Hildegard ist ein rein freundschaftliches geblieben.

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Mit Sicherheit lieferten persönliche Erfahrungen und Erlebnisse Heinses im Verhältnis zu Frau von Massow, sowie Jacobi`s Gattin Betty, einige Anregungen zu diesem Roman. Die Beschreibung und Analyse verschiedener Musikwerke durchziehen den Roman und nehmen einen relativ breiten Raum ein. Hildegard von Hohenthal ist, als Dichtungswerk betrachtet, durchaus eine Schöpfung des Revolutionszeitalters, in welcher das gewaltige Ringen entgegengesetzter Elemente verkörpert ist. Es ist ein Kampf des Niedriggeborenen mit dem Höherstehenden, um die gesellschaftliche Gleichheit.


 


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