J.J.W. Heinse war
durch seine große finanzielle Not gezwu- ngen, Arbeiten zu über- nehmen, von dem man annehmen konnte, daß es Geld bringe, und als solches mußte ihm für den Zeitge- schmack Petronius gelten. Schließlich darf nicht vergessen werden, daß wie Heinse selbst bemerkt, das Abscheu- lichste darin von der schänderischen Hand des Hauptmanns sei. Auf Anregung Gleims schrieb er, besser gesagt übersetzte er für nur vier Louisdor das Werk von Dorat "Cerises". |
* Titel der ersten Ausgabe "Die Kirschen" Erster Band, Berlin 1773. |
Er verlegte
jedoch den
Schauplatz der Erzählung von Paris nach Berlin um. "Die Kirschen" von J.J. Wilhelm Heinse eine Übersetzung aus dem Französischem, Berlin 1773. General Friedrich der Große ließ hier vor einer Männergesellschaft die schöne Tochter seines Gärtners, die ihm die ersten Kirschen brachte einem Maler als Modell stehen. Zur Belustigung der Gesellschaft streute der Gutsherr die Kirschen auf den Boden und die entkleidete Schöne mußte sie auflesen. Als Sühne dafür verlangte der General von jedem eine bestimmte Summe und händigte das Geld Lieschens Bräutigam als Heiratsgut aus. * |
Der “Deutsche
Merkur” schrieb darüber:: Der komischen
Erzählung geht es unstreitig viel übler, als der Idylle. Seit
1768 bis jetzt glaubte jeder schale Witzling ein Wieland oder Thümmel
zu sein, wenn er uns diluierte Einfälle anderer vorplauderte. Je seltener
also noch unter den Deutschen die humoristischen Erzählungen sind,
welche zu einer wahren Seelenkur gereichen können, desto willkommener
war uns die Kopie von den “Kirschen” des Dorat ”. In literarischen Kreisen
hingegen erregte das Werk Aufsehen.
Im Jahr der Erstausgabe erschienener, ebenfalls sehr seltener Druck, der von Heinse auf Gleims Veranlassung vorgenommenen Bearbeitung von Cl. Jos. Dorats berühmtem erotischen Gedicht ‚Les Cerises' (1768). Eines der wenigen erotischen deutschen Bücher des 18. Jahrhunderts. Über die Präferenz der beiden Drucke desselben Jahres gab es lange keine klare Meinung (siehe hier die bibliographischen Angaben). Nach neuen bibliographsichen Einsichten wird dieser Druck weder als Erst - noch als Nachdruck angesehen, sondern als "veränderte Auflage" (W.-G. 3) der von Groß in Halberstadt gedruckten Berliner Ausgabe mit 80 S.- Exlibris Paul Wallich. - Goed. IV 1, 882, 6, b. Schulte-Str. 221, 3, b. ("Nachdruck"). Hayn-G. III 127 ("sehr rarer erster Druck"). Aukt. Denke (1909) 582. Aukt. Schüddekopf (1918, "Nachdruck"). |
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